Biofeedback – Meißen und Freiberg

Beim Biofeedback handelt es sich um eine apparative Methode, weil Sensoren dazu verwendet werden, Ihnen physiologische Signale rückzumelden (z.B. Herzschlag, Pulsverlauf, Anspannung, Hauttemperatur). Diese physiologischen Prozesse sind Marker für Stress und lassen sich meist nur bedingt willentlich beeinflussen.

Wer lernen möchte, sich besser zu entspannen, erhält über das Biofeedback einen Zugang zum körperlichen Geschehen und wird dafür sensibilisiert, wie Belastungen wahrgenommen und reduziert werden. Das Biofeedback kann hierbei mit klassischem Entspannungstraining wie Autogenem Training oder Progressiver Muskelrelaxation (PMR) kombiniert werden. Eine Kontrolle der Atmung kann etwa dazu beitragen, eher durch den Bauch zu atmen und dadurch zu entspannen, aber beispielsweise auch die Stimmgebung zu verändern. Beim Schwellentraining gilt es, einen bestimmten Zielwert zu erreichen, etwa die Temperatur der Haut über eine bestimmte Schwelle zu steuern und dort zu halten (und damit entspannt zu bleiben).

Möglich sind folgende Biofeedback-Anwendungen

selbstbewusster werden

  • Biofeedback mit der Hautleitfähigkeit als Stress-Indikator
  • Training zur Synchronisation von Atmung und Herzschlag
  • Übungen zur Herzratenvariabilität
  • Biofeedback mit der Hauttemperatur

Biofeedback bei Tinnitus

Beim Tinnitus nehmen Betroffene auditorische Reize, also im weitesten Sinne Geräusche, wahr, die in der Umgebung nicht vorhanden sind. Wenn es gelingt, sich an den Tinnitus zu gewöhnen, sodass dieser den Alltag weniger einschränkt, wird die Symptomatik als kompensiert bezeichnet. Wenn sich Patienten aber erheblich vom Tinnitus gestört fühlen, dann gilt dieser als dekompensiert. Hier können Entspannungsverfahren helfen, denn diese sollen dazu dienen, eine übermäßige innere Anspannung (Hyperarousal) zu reduzieren. Ein weiterer therapeutischer Ansatzpunkt besteht darin, die Aufmerksamkeit weniger auf den Tinnitus zu lenken.

Ein Biofeedback-Training kann hierbei darauf abzielen, die Muskelanspannung zu senken, Muskeln also zu entspannen und dadurch auch das Hyperarousal zu senken. Beim Biofeedback können Sie lernen, unbewusst ablaufende Körperprozesse etwa durch gedankliche Veränderungen oder Änderungen der Körperhaltung zu beeinflussen. Zudem können manche Tinnitus-Betroffene eine stärkere Muskelanspannung an der Schulter und am Kopf aufweisen. Eine Linderung dieser Spannungen kann daher zur Linderung der Ohrgeräusche beitragen.

Hauttemperatur als Indiz für Anspannung

Mit einem kleinen Sensor kann die Temperatur der Haut erfasst werden – etwa an den Händen. Dieses Hauttemperatur kann als Hinweis auf Anspannungen interpretiert werden. Viele Menschen haben beispielsweise bei Stress eher kalte Hände; eine Erwärmung der Haut erfolgt hingegen, wenn wir uns entspannen und zur Ruhe kommen. Daher kann das Biofeedback mit einem Temperatursensor zum Handerwärmungstraining genutzt werden, bei dem Anwender lernen, die Temperatur der Hände (und damit die Durchblutung der Finger) zu erhöhen. Bei dieser speziellen Form des Anti-Stress-Trainings sehen Sie den Verlauf der Hauttemperatur auf einem Bildschirm und können live durch verschiedene Strategien Einfluss auf diesen Parameter nehmen, den wir normalerweise willentlich nicht so einfach verändern können.

Manchmal ist genau das Gegenteil gewünscht – kein Erwärmen eines Körperbereichs, sondern eher das Erzeugen einer angenehmen Frische. Dies ist etwa beim Gefäßverengungstraining der Fall – auch Vasokonstriktionstraining genannt. Wie sehr Gefäße geweitet sind, kann mit einem Sensor erfasst werden. Dieser kann den Blutfluss ermitteln. Genutzt wird das Vasokonstriktionstraining beispielsweise bei Migräne, denn ein Ansatz zur Behandlung der Kopfschmerzen besteht darin, die Dehnung der Arteria temporalis (an den Schläfen) zu steuern. Eine übermäßige Weitung des Arteriensystems wird als Mit-Verursacher von Migräne-Anfällen angenommen. Ein Gefäßverengungstraining kann dazu beitragen, die Stärke eines Migräneanfalls zu lindern oder diesem sogar vorzubeugen.

Training zur Herzratenvariabilität

Eine spezielle Form des Biofeedbacks ist das HRV-Training. Hierbei geht es darum, die Herzratenvariabilität (HRV) zu erhöhen. Die Herzratenvariabilität – oder auch Herzfrequenzvariabilität genannt – beschreibt die Variation der Zeit, die zwischen zwei Herzschlägen liegt. Das Herz schlägt nicht völlig gleichmäßig, sondern die Zeit zwischen den Herzschlägen verändert sich, was wir aber normalerweise nicht bewusst wahrnehmen. Der Atem hat beispielsweise einen Einfluss auf diesen zeitliche Abstand, denn wenn wir einatmen, wird der Abstand kürzer und wenn wir ausatmen, verlängern sich die Abstände zwischen den Herzschlägen. Dies wird auch als respiratorische Sinusarrhythmie bezeichnet (Sinus als Herzschlagkurve und Respiration als Atemabhängigkeit).

Auch Stress oder Entspannung beeinflussen die Herzratenvariabilität. Gesteuert wird dieser Parameter durch den Sympathikus (körperliches Stresssystem) und den Parasympathikus (Gegenspieler des Sympathikus). Beide – Sympahikus und Parasympathikus – gehören zum autonomen Nervensystem, das verschiedene Prozesse im Körper reguliert (z.B. das Anspannen der Muskeln bei Stress). Die Herzratenvariabilität kann also aufzeigen, in welchem Zustand sich das autonome Nervensystem befindet. Der Sympathikus, der bei Stress aktiv wird, reduziert die Herzratenvariabilität (Blutdruck und Herzfrequenz werden erhöht, dadurch kann das Herz aber nicht mehr so „flexibel“ agieren). Der Parasympathikus erzeugt eine genau gegenteilige Reaktion – der Körper fährt herunter, erholt sich und die Herzratenvariabilität steigt. Bei hohem Puls ist die Variabilität geringer, bei ruhigem Puls ist die Variabilität höher. Wenn wir dauernd gestresst sind und Belastungen anhalten, dann ist dieses natürliche Zusammenspiel gestört und wir verbleiben in der sympathischen Aktivität, also im Stress-Modus des Körpers. Biofeedback kann dazu beitragen, die Herzratenvariabilität wieder zu steigern und damit das Verharren in der körperlichen Stressreaktion lindern.

Beim Biofeedback kann beispielsweise eine Synchronisation von Atmung und Herzfrequenz eingeübt werden, denn diese liegt auch bei positiven Emotionen vor. Bei Stress hingegen verschwindet die Balance zwischen Herzschlag und Atmung.